Feste Teams, gute Pflege - zur Zeitarbeit in der Pflege

02.10.2020

Feste Teams, gute Pflege - zur Zeitarbeit in der Pflege

Über Zeitarbeit in der Pflege haben wir bereits vor einigen Monaten berichtet, jetzt kam das Thema wieder in die Schlagzeilen, weil auch die AWO nun ein Verbot der Leiharbeit in der Pflege fordert. Neben den Bedenken, die wir bereits im Frühjahr beschrieben, betont die AWO dabei insbesondere die Risiken von ständig wechselnden Teams in der Altenpflege.

Der Bedarf nach Springern

Grundsätzlich kann es in der Pflege wie in jedem anderen Bereich manchmal nötig sein, dass jemand Externes einspringt.

In der Pflege gibt es dafür zwei Bereiche: In vielen kleineren Pflegediensten mit kleinen Teams wird häufig ein Ausgleich von außen gebraucht, denn wenn von drei Teammitgliedern eins ausfällt, können die anderen beiden die zusätzliche Arbeit nicht ausgleichen. Bei größeren, organisierten Pflegediensten wie dem AuK in Bergkamen oder Lazarus in Kamen gibt es auch größere Teams – wenn einer von zehn ausfällt, lässt sich das leichter ausgleichen.

Aber es gibt auch Zeiten, in denen durch viele Krankenstände oder ungewöhnliche Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt große Lücken entstehen. In der aktuellen Situation beispielsweise fallen mehr Mitarbeitende durch Krankheit aus als normalerweise. Das kann auch in größeren Teams Lücken entstehen lassen, die sich nur mit zusätzlichen Aushilfen lösen lassen.

Entweder es gibt in einem Unternehmen oder durch die Vernetzung mit anderen Pflegediensten gute Möglichkeiten, dass jemand auch mal „springt“ und ein Team bei Bedarf unterstützt. Oder es werden externe Pflegekräfte dazugeholt, die vorrübergehend einmalig einspringen: Leih- oder Zeitarbeiter.

Was feste Teams in der Pflege bedeuten

Wir arbeiten in der Altenpflege in festen Teams für jeden Patienten und jede Patientin. Das bedeutet, dass man sich mit der Zeit kennt: Immer die gleichen Gesichter tauchen morgens, mittags oder abends auf. Außerdem gewöhnt man sich auf beiden Seiten aneinander: Wer ist redselig, wer schweigt lieber? Wer braucht etwas mehr Zeit beim Waschen und ist dafür schnell beim Anziehen?

Oft ist unser Besuch am Tag der einzige persönliche Kontakt zu anderen Menschen und damit eine wertvolle Begegnung. (Aktuell gilt das natürlich umso mehr). Natürlich sieht man dabei gern vertraute Gesichter. So können Gespräche entstehen und sich entwickeln, statt immer über die gleichen Kleinigkeiten zu sprechen.

Aber auch wenn wir in einer Familie zu Besuch sind, in denen der soziale Kontakt zu anderen nicht generell fehlt, hilft es in der Pflege medizinisch und sozial enorm, wenn die Besuchenden irgendwann bekannt sind.

Wie wir Ausfälle auffangen

Als Teil des Born Gesundheitsnetzwerks sind die Pflegedienste AuK in Bergkamen und Lazarus in Kamen Teil eines Zusammenschlusses, der es leichter macht, die Verwaltung und Organisation zentriert zu bearbeiten. So können schwierige Phasen in einem Pflegedienst durch Unterstützung aus einem anderen aufgefangen werden.

Allgemein kommt es dazu dank der größeren Teams aber selten. Wir haben uns entschieden, dass immer gleich mehrere Pflegende in einem Team zusammenarbeiten. So ist die Eingewöhnungsphase zwar etwas bunter – unsere Patienten und Patientinnen lernen mehr neue Gesichter kennen – aber die langfristige Pflege ist wesentlich stabiler. Wenn aus einem Team mal jemand ausfällt, kann leicht jemand aus dem gleichen Team Vertretung leisten, der sowieso schon bekannt ist.

Ein weiterer Beitrag zu wenig Ausfällen in der Altenpflege ist die Gestaltung der Arbeit und das Arbeitsklima. Bei uns gehört zur Organisation des Schichtplans das ganze Team – dadurch können wir Arbeitszeiten solide planen und schon vorab aufeinander abstimmen. So lässt sich die Arbeit für jeden einfacher planen. Und wo weniger gestresst wird, gibt es auch weniger Ausfälle durch Krankheit – ein dreifacher Gewinn für unsere Kolleginnen und Kollegen, die Teams und unsere Patientinnen und Patienten.

Für oder gegen Zeit- und Leiharbeit in der Pflege?

Wie in unserem Artikel im April bereits beschrieben löst ein Verbot der Zeitarbeit sicher nicht viele Probleme in der Pflege. Ganz im Gegenteil: In Maßen und als „Aushilfe“ in Notfällen sind Springer, Zeit- und Leiharbeitskräfte in jeder Branche notwendig, in der die Arbeit nicht einfach ruhen kann, wenn jemand ausfällt.

Die Problematik durch einen immer größer werdenden Anteil der Zeit- und Leiharbeit in der Pflege entsteht aus anderen Gründen: Nur hier finden viele Pflegekräfte gute Arbeitsbedingungen vor und fehlen deswegen in der regulären Pflege.

Wir setzen auf Methoden, die Zeitarbeit auf ihren notwendigen Anteil reduzieren – ganz ohne Verbesserungen für die Pflege insgesamt können wir der Entwicklung aber auch nicht entgegen wirken.