Weihnachten mit Demenzkranken feiern

02.12.2019

Weihnachten mit Demenzkranken feiern

Menschen mit Demenz und ihre Familien feiern gemeinsam Weihnachten – aber vielleicht nicht wie jedes Jahr. Denn nicht nur der Alltag, sondern auch besondere Tage ändern sich durch die Krankheit. Das kann traurig sein – aber auch zu einem ruhigeren, auf das Wesentliche konzentrierten Weihnachtsfest führen.

Denn wenn Sie mit einer Person mit Demenz Weihnachten feiern wollen, hilft es vor allem, das „ganze Drumherum“ etwas herunter zu fahren.

Demenzkranke bleiben auch Weihnachten Demenzkranke

Auch wenn viele Filme etwas anderes suggerieren möchten: Weihnachten ist keine magische Zeit, in der die Krankheit eines geliebten Menschen weniger auffällt als sonst oder gar jemand, der sonst nie spricht, plötzlich wieder klar wird. Das ist häufig traurig – und anstrengend.

Denn gerade Weihnachten kommen Wünsche an friedliche, ruhige, besinnliche Tage auf – aus dem Bilderbuch eben. Viele Demenzkranke erinnern sich aber nicht an die „Regeln“ aus dem Bilderbuch: Sie sind eben auch zu Weihnachten mal unruhig, immer noch vergesslich und vielleicht desorientiert. Vielleicht gibt es Tränen oder Wutanfälle – das muss man auch Kindern erklären und abwägen, wie gut sie damit zurechtkommen.

Das alles sollte man sich von Anfang an klar machen – auch bei der Entscheidung, ob man ein Familienmitglied zu Weihnachten aus dem Heim nach Hause holt oder dort feiert. Oder ob die Weihnachtsfeier beispielsweise weiterhin „wie immer“ bei Oma und Opa stattfindet, oder zu einem Kind oder Enkel verschoben wird.

Gute Planung macht vieles leichter

Die erste große Vereinfachung für Weihnachten mit einem demenzkranken Menschen ist ein geplantes Fest. Machen Sie es sich wirklich leicht: Planen Sie für jeden Schritt doppelt so viel Zeit ein, wie Sie jetzt vielleicht glauben zu brauchen. Bestenfalls bleibt so mehr Zeit!

Überlegen Sie gemeinsam mit der ganzen Familie, welche Weihnachtstraditionen besonders wichtig sind, und welche eigentlich auch (kleiner) ausfallen können. Wenn Sie Aufgaben verteilen, denken Sie daran, dass immer eine Person „frei“ sein sollte, um für einen demenzkranken Menschen da zu sein.

Das bedeutet natürlich nicht, dass ein Familienmitglied mit Demenz nicht bei den Vorbereitungen helfen oder dabei sein kann. Beispielsweise beim Falten von Papiersternen für die Dekoration, beim Keksebacken oder beim Tischdecken. Sie wissen, was im Alltag noch gut funktioniert.

Gemeinsam mit Demenzkranken Menschen Weihnachten feiern

Viele Menschen mit Demenz – in unterschiedlichen Stadien – erinnern sich oft unvermittelt an bestimmte Teile ihrer Vergangenheit oder bringen Zeiten durcheinander. Gerade zu Weihnachten kommen viele solche Erinnerungen hoch und bringen Emotionen mit. Nehmen Sie sich Zeit für Geschichten, Erinnerungen und Emotionen. Der (lang zurückliegende) Verlust von Eltern oder Geschwistern kann plötzlich noch mal sehr präsent werden. Aber auch schöne Erinnerungen sollten geteilt und gewürdigt werden. Zeit für diese Gedanken und Gefühle, gemeinsames Sitzen und Musik hören oder Basteln und Singen gibt den Emotionen auch Raum. So sind alle weniger schnell überreizt oder überfordert.

Gemeinsames Singen oder spezielle Geschichten für Demenzkranke können Gemütlichkeit und Vertrautheit schaffen. Dabei haben oft auch Kinder wieder Spaß und können zum Beispiel „helfen“, dass sich Oma und Opa oder eine Tante wohl fühlen.

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. weist auch darauf hin, dass einige ältere Menschen mit Demenz an Weihnachten den Baum abschmücken – und dabei oft auf der Suche nach Süßigkeiten sind, die man früher zu Weihnachten für Kinder in den Baum hing. So ein Wissen über alte Bräuche kann helfen. Auch deswegen lohnt es sich, den Erzählungen über frühere Feste zuzuhören.

Machen Sie es sich leicht

Machen Sie es sich an vielen Stellen leicht! Das ist eine wichtige Grund“regel“ für jede Weihnachtsplanung, aber gilt besonders, wenn

  • Dekoration im Advent ist schön – aber Sie müssen dem örtlichen Kaufhaus keine Konkurrenz in Menge und Varianz machen.
  • Kekse backen ist eine Tradition, die zu Weihnachten gehört – aber es ist völlig in Ordnung, selbst nur zwei Lieblingssorten zu backen und den Rest zu kaufen. Oder mit Verwandten und Freunden das Rezept zu teilen.
  • Ausflüge auf den Weihnachtsmarkt gehören dazu. Adventsfeiern mit Freunden oder auf der Arbeit gehören zu Weihnachten. Auch, wenn Sie dann mal nicht für die Pflege verfügbar sind. Auch für solche Unternehmungen gibt es Verhinderungspflege!
  • Bei aller Vorbereitung, Planung und guten Vorsätzen bleibt die Adventszeit gerade mit einer Familie aufwändig. Fragen Sie nach Hilfe – jemand, der für Sie mit einkauft oder einen Nachmittag beim Aufbauen hilft. Sehr viele Menschen sind jederzeit bereit, mit so einer Kleinigkeit auszuhelfen.

Die Planung und Durchführung von Advent und Weihnachten sollte nicht auf nur einer Schulter ruhen. Selbst wenn Sie hauptsächlich planen, beziehen Sie immer andere in die Pläne ein und verteilen Sie die Aufgaben so weit wie möglich.