31.03.2023
Vergütung fürs Pflegestudium?
Die Akademisierung der Pflege, das Pflegestudium, soll in Deutschland weiter gefördert werden. Es fehlen Studierende, aber es gibt Studienplätze. Viele Hochschulen bieten Pflegestudiengänge an, aber sie unterscheiden sich stark. Eine wesentliche Unterscheidung besteht darin, ob ein Studiengang ein Finanzierungskonzept für die Studierenden beinhaltet oder nicht.
Der deutsche Pflegerat nahm am 13. Februar 2023 zur aktuellen Situation im Bereich Pflegestudium wie folgt Stellung:
„Die Pflegestudiengänge in Deutschland müssen stärker als bisher gefördert werden. […] Mit rund 50 Prozent erschreckend niedrig liegt die Auslastung der derzeit verfügbaren Studienplätze.“
Grundidee: Praxiszeiten vergüten
Ein wichtiges Mittel, um mehr Menschen zu motivieren, einen Pflegestudiengang zu absolvieren, könnte schlicht sein, die Praxiszeiten (2300 stunden) so zu vergüten, wie auch Praxiszeiten in einer Ausbildung vergütet werden. Aktuell wird die umfassende Praxiszeit wie ein Praktikum behandelt – und als Pflichtpraktikum nicht bezahlt. Das bedeutet, dass Studierende 2300 Stunden (also 57 Wochen, mehr als ein Jahr) kostenlos arbeiten.
Gerade für Studierende, die bereits eine Ausbildung absolviert haben, ist das absurd. Aber auch alle anderen müssen neben ihrem Vollzeit-Studium für gewöhnlich arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren. Mit anderen Worten: sie arbeiten und studieren tagsüber, arbeiten (teilweise mit den gleichen Tätigkeiten wie für ihr Studium) nachts weiter und sind so nicht nur überlastet, sondern meist auch übermüdet.
Werbung für ein Studium ist das sicher nicht. auch in anderen Studiengängen oder Fachbereichen gibt es oft Pflichtpraktika, die nicht bezahlt werden. Diese haben aber einen wesentlich geringeren Umfang.
Motivation zu mehr Studieren von Pflege?
Schon im vergangenen Juli zeigte eine Studie des Bundesinstitut für Berufsbildung, Bundesinstitut für Berufsbildung, das Studiengänge, die ein Finanzierungskonzept für die gesamte Studiendauer haben, besser ausgelastet sind.
Aktuell sind Pflegestudierende finanziell nicht nur gegenüber Auszubildenden in der Pflege, sondern auch Studierenden der Hebammenwissenschaft schlechter gestellt. Es ist also durchaus anzunehmen, und auch sicher intuitiv schlüssig, dass die Bezahlung der Praxiszeiten dazu führen kann, dass mehr Menschen ein Pflegestudium in Erwägung ziehen.
Während eine vergleichsweise niedrige Auslastung von neuen Studiengängen in den ersten Jahren ihres Bestehens zu erwarten ist, steht eine Auslastung von unter 50 % übrigens einer über 100 % liegenden Auslastung in der übrigen Hochschullandschaft gegenüber. Es gibt viel Potential.