Pflegescouts und der medizinische Dienst

26.04.2024

Pflegescouts und der medizinische Dienst

Wer bei den Krankenkassen einen Pflegegrad beantragt, bekommt Besuch vom medizinischen Dienst. Die Mitarbeiter*innen des MD beurteilen die Pflegebedürftigkeit einer Person in einem einstündigen Treffen.

In einigen Regionen – beispielsweise in Mettmann und Wülfrath – gibt es sogenannte Pflegescouts, die bei dem Termin unterstützen.

Probleme beim Besuch durch den medizinischen Dienst.

Wenn der medizinische Dienst die Pflegebedürftigkeit von Menschen beurteilen soll, besucht jemand vom MD diese Menschen zu Hause und geht eine Reihe von Fragen mit ihnen durch. Das Ziel ist, den Pflegegrad anhand von diversen Kriterien zu bestimmen.

Der Prozess ist recht komplex und ausführlich. Die Gespräche finden unter der Überschrift statt, dass festgestellt werden soll, in welchen Bereichen die Person noch ohne Unterstützung klarkommt. Natürlich wird dabei auch festgestellt, was nicht funktioniert – bei welchen Aufgaben also Unterstützung nötig ist.

Durch

· das Framing „Was können Sie denn noch?“,

· die allgemein schwierige und manchmal als demütigend empfundene Situation der Beurteilung durch einen Besucher mit imaginärem oder echtem Klemmbrett,

· die Ängste, das eigene Leben aufgeben zu müssen

· und viele andere Schwächen des Systems,

scheitern viele Menschen, die eigentlich (mehr) Pflege benötigen würden, an der Beurteilung durch den MD. Das Resultat: zuletzt waren ca. 30 % der Widersprüche beim MD erfolgreich.

Pflegescouts sollen dabei helfen, weniger Fehlentscheidungen zuzulassen: sie sind ehrenamtlich bei den Gesprächen oder auch schon bei der Vorbereitung dabei.

Wie Pflegescouts helfen sollen

Pflegescouts unterstützen (potenziell) pflegebedürftige Menschen bei der Vorbereitung auf diese Besuche – sie helfen schon beim Ausfüllen der Anträge beispielsweise. Dann führen sie ein vorbereitendes Gespräch mit den Personen (und bei Bedarf auch ihren Angehörigen), um sie auf das Gespräch vorzubereiten.

Dabei versuchen sie insbesondere, eine Vertrauensbeziehung zu den Menschen aufzubauen, die beurteilt werden sollen. Sie nehmen sich Zeit, ihnen zu erklären, wie der Besuch ablaufen wird und was dabei wichtig ist – zum Beispiel ehrlich über alle Schwächen zu sein.

Damit gleichen sie die Schwächen des medizinischen Diensts aus: eine kurze Beurteilung mit wenig Zeit und im Auftrag der Kranken-/Pflegekassen, die interessiert daran sind, Geld zu sparen.

Aber ist das wirklich eine gute Basis?

Ehrenamtlich gegen den medizinischen Dienst kämpfen?

Auch wenn diese Überschrift auf die Spitze getrieben ist – wir reden darüber, dass pflegebedürftige Menschen speziell ausgebildete Unterstützung benötigen, um beim Besuch des medizinischen Dienst eine faire Chance auf eine realistische Beurteilung zu haben.

Die Lösung dafür sollte eigentlich nicht sein, dass es diese Personen gibt – die ehrenamtlich ihre Zeit und Energie opfern, um die Schwächen des Systems auszugleichen. Eigentlich sollte das System selbst so funktionieren, dass der medizinische Dienst beim Besuch selbst vertrauenswürdig wirken und sein kann. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, den teilweise sehr überlasteten Mitarbeiter*innen des medizinischen Diensts die Schuld zu geben – sie haben schlicht keine Zeit für gute Arbeit.

Dieses Problem ist in der Pflege allgemein gut bekannt.

Wo es keine Pflegescouts gibt, helfen übrigens auch andere Pflegeberater*innen: kontaktieren Sie beispielsweise unsere Pflegeberatung.