09.12.2022
Pflegen im Winter
In der Alten- und Krankenpflege haben die Jahreszeiten einen gewissen Einfluss auf die Arbeit – ganz deutlich spüren das Pflegekräfte und pflegende Angehörige, die mit dem Auto unterwegs sein müssen. Aber natürlich gibt es auch die ein oder andere Sache, an die man konkret in der Pflege denken sollte.
Hält die Kälte Einzug? Dieses Jahr besonders auf Wärme achten
Das Erste, was uns zum Winter einfällt, ist trotz steigender Temperaturen im Allgemeinen die Kälte der nächsten Monate. Das bedeutet, dass wir einen Blick auf alles werfen müssen, das warm hält. Größtenteils sind das praktische Alltagsdinge, die erst mal nichts mit „Pflege“ zu tun haben, aber doch essenziell sind: gibt es warme Winterbettwäsche oder auch Decken? Ist die Heizung entlüftet? Gibt es passende Kleidung? Wärmflaschen oder Körnerkissen können praktische Helfer sein.
Es liegt vielleicht nicht in deinem oder Ihrem Verantwortungsbereich, diese Maßnahmen auch umzusetzen. Wer „nur“ pflegerische Aufgaben übernimmt, vielleicht sogar nur der medizinischen Pflege, ist nicht dafür verantwortlich, Bettwäsche zu wechseln.
Aber beim Verbandswechseln kann man nachfragen, wenn etwas fehlt. Viele ältere Menschen machen sich große Sorgen um die Energiekosten und bringen aus Angst ihre Wohnung nicht mehr auf sinnvolle Temperaturen. Hier kann auch ein Gespräch beruhigen. Und im Notfall der Vorschlag, sich ans Sozialamt zu wenden.
Wechselbäder vermeiden
Pflegebedürftige Menschen haben oft allgemein ein etwas schlechteres Immunsystem und können ihre Körpertemperatur etwas schlechter regulieren als andere. Wir haben im Sommer darüber berichtet, wie hohe Temperaturen die Pflege beeinflussen.
Im Winter denkt man in erster Linie an Kälte und natürlich ist das ein Faktor. Aber auch die extreme Wärme und vor allem der Wechsel von Wärme nach Kälte können eine Gefahr für angeschlagene Menschen sein. Wer von kalt nach warm wechselt, hat oft Probleme mit dem Kreislauf. Andersrum schlägt der plötzliche Wechsel von warm nach kalt – gerade auch nach schwerem Essen oder Alkohol – schnell aufs Herz.
Wenn also eine Weihnachts- oder Adventsfeier ansteht, sollte man daran erinnern, alles in Maßen zu tun – essen, trinken, Alkohol. Und statt sich zu beeilen, sollte man (zusammen?) früh planen, damit am Tag einer großen Feier alles gut läuft.
Dunkelheit und Traurigkeit
Weil es im Winter weniger Sonne für uns gibt und die Tage kürzer sind, fehlt vielen Menschen das Licht. Einerseits biochemisch, weil wir (noch) weniger Vitamin D produzieren. Andererseits schlägt sich die Dunkelheit schnell auf die Stimmung nieder. Von etwas gedrückter Stimmung bis zu saisonaler Depression gibt es unterschiedliche Reaktionen.
Wer Patienten oder Patientinnen zur Pflege besucht und bemerkt, dass sich ihre Stimmung immer weiter verändert bzw. verschlechtert, kann darüber mit ihnen oder mit einer behandelnden Ärztin oder einem Arzt sprechen. Vielleicht gibt es sinnvolle Vitaminpräparate oder Lichttherapien, die helfen können.
Als ganz einfache eigene Maßnahmen kommen ganz normale Lichtquellen in Frage: Lichterketten oder Kerzen gehören im Winter nicht nur aus religiösen Gründen fest dazu.
Nicht in Tatenlosigkeit verfallen: Rausgehen und sich beschäftigen
Wiederum ein Bereich für die Pflege im Winter, der auf den ersten Blick die medizinische Pflege nur berührt. Dunkelheit und Kälte führen oft noch mehr dazu, dass Menschen sich zurückziehen oder inaktiv werden. Der Aufwand für einen Spaziergang ist plötzlich sehr hoch (was man nicht alles anziehen und später wieder ausziehen muss) und scheint nicht so lohnend wie zum Beispiel im Frühling.
Abgesehen von der aktiven Animation zu Bewegung und Aktivität an der frischen Luft kann es auch helfen, einfach von Dingen zu erzählen, die man sehen kann, wenn man draußen herumläuft. „Ihre Nachbarn zwei Straßen weiter haben richtig Spaß am Dekorieren, oder?“ – dann treibt vielleicht auch die Neugier vor die Tür.
Zuhause ist aktiv bleiben auch wichtig. Wer den ganzen Tag vorm Fernseher oder Computer sitzt, geht kaputt – egal in welchem Alter oder sonstigen Gesundheitszustand. Neben allen bekannten Bastelarbeiten kann auch die Kontaktpflege mal wieder analog aufgebracht werden: Postkarten können auch diejenigen beschriften, die nicht mehr lange oder viel schreiben können.