Kleinigkeiten in der Pflege: Reden

27.05.2019

Kleinigkeiten in der Pflege: Reden

In einer kleinen Serie, heute mit dem Thema „Kommunikation in der Pflege“ widmen wir uns den „Kleinigkeiten“, die im Pflegealltag einen großen Unterschied machen können. Diese Kleinigkeiten betreffen alle, die pflegen: Angehörige und professionelle Pflegekräfte.

Viele Details sind fast selbstverständlich, aber gerade deswegen vergisst man sie besonders leicht. Ein klarer Fokus auf die Kleinigkeiten soll helfen, sie im Kopf zu behalten. So werden sie im Alltag wieder häufiger umgesetzt und führen zu einer besseren Pflege.

Eine Kleinigkeit: Reden in der Pflege

Reden kann auch und gerade in der Pflege ein ständiger Begleiter sein. Sprechen, Schreiben, Notieren und Plaudern – Kommunikation in der Pflege ist wichtig!

Und in vielen Situationen sollte man sich daran erinnern, zu sprechen:

  • Smalltalk mit Patienten und Patientinnen – übers Wetter oder aktuelle Ereignisse.
  • Informationen zur Behandlung müssen von jedem mit jedem ausgetauscht werden – gezielt, in Gewohnheit oder mindestens auf Nachfrage.
  • Erklärungen gehören zur Behandlung dazu: Patientinnen und Patienten haben ein Recht darauf zu wissen, was gerade / mit ihnen passiert.
  • Fürsorge durch Nachfragen: Pflegekräfte sind häufig zu Gast in Familien oder Haushalten, in denen Menschen leicht überfordert sein können. Sie sollten sensibel und aufmerksam sein, wenn es um Zeichen von Stress geht, um schlimme Folgen zu verhindern.

Das ist machbar – auch wenn Reden oft anstrengend oder überflüssig scheint.

Warum Kommunikation in der Pflege so wichtig ist

Reden hat viele wichtige Funktionen:

HILFLOSIGKEIT REDUZIEREN

Ein wichtiger Teil von jeder Begegnung mit anderen Menschen ist das Sprechen. Wir zeigen so durch Tonfall und Worte ganz einfach, dass wir nicht bedrohlich sein wollen. Eine kurze Erklärung macht Arbeitsschritte weniger unheimlich. Und wenn wir miteinander sprechen zeigen wir, dass wir den anderen nicht nur als „Gegenstand“ unserer Arbeit sehen, sondern als Menschen und Gegenüber.

Deswegen gehört Sprechen auch zu jeder medizinischen Behandlung oder Pflege: Behandelnde oder Pflegende sollten jeden Arbeitsschritt kurz kommentieren, damit Patienten und Patientinnen wissen, was gerade passiert. Auch wenn es schon hundert Mal gemacht wurde: „Und jetzt noch wie immer das Pflaster.“ kann beruhigen und schafft Stabilität.

SOZIALER SMALLTALK

Wir reden jeden Tag. Mit Familie, Freunden, Leuten auf der Arbeit, Fremden im Supermarkt und oft auch Haustieren. Menschen reden gern, einige mehr und andere weniger.

Oft mit Inhalt, manchmal ohne – denn Reden ist auch eine Möglichkeit für Menschen, sich einfach nur sozial zu zeigen. „Smalltalk“ wird oft belächelt, weil man sich zu belanglosen Themen austauscht. Aber dieser belanglose Austausch tut im Allgemeinen gut. Wir zeigen anderen Menschen damit, dass wir da sind, freundlich und interessiert sind – auch wenn wir Grenzen respektieren und nicht persönlich werden. Ein kurzes, banales Gespräch übers Wetter, über Sportergebnisse oder Sonderangebote im Supermarkt tut gut!

Deswegen tut der Smalltalk auch in der Pflege gut – dem gepflegten Menschen, Angehörigen und Pflegenden.

Außerdem erkennen wir so schnell, ob bei anderen etwas im Argen liegt. Wirkt eine Patientin plötzlich sehr bedrückt? Vielleicht ist etwas passiert. Wird ein pflegender Angehöriger immer gereizter? Vielleicht braucht er dringend Entlastung.

Kommunikation in der Pflege ist hier der Schlüssel. Je früher wir kritische Situationen erkennen, desto früher können wir sinnvoll Hilfe anbieten oder uns zunächst mit Kollegen und Kolleginnen austauschen.

INFORMATIONEN WEITERGEBEN, BEDÜRFNISSE ERFAHREN

Neben den immer aktuellen Informationen (was passiert gerade?) ist gerade in der Pflege auch ein aktiver ständiger Austausch wichtig.

Hat sich etwas bei den Medikamenten geändert? So etwas wollen und müssen Pflegekräfte natürlich von Angehörigen erfahren. Gibt es Probleme oder Auffälligkeiten? Nur, wenn wir davon wissen, können wir helfen.

Andersherum wollen Angehörige informiert sein, wenn es Änderungen gibt oder etwas passiert. Informationen beruhigen oft.

Und auch Patienten müssen auf dem Laufenden sein – wieso bekomme ich plötzlich eine gelbe statt der blauen Tabletten? Vergisst die Pflegekraft etwa, meinen Blutdruck zu messen?

Abhilfe schaffen einfache Fragen und Kommentare: „Alles wie immer!“ oder „Genauso einfach wie vorher, oder?“

Problem: Keine Zeit oder zu müde zum Reden in der Pflege

Oft stehen Pflegekräfte unter Zeitdruck oder sind am Ende eines langen Tages einfach müde. Wer den ganzen Tag geredet und geplaudert hat, ist am Ende des Tages müde. Oder man ist morgens einfach noch nicht ganz man selbst und hat keine Lust, sich auszutauschen.

Außerdem tragen Pflegekräfte immer schon enorme Verantwortung. Neben der körperlichen Pflege auch noch ein offenes Ohr zu zeigen, kann sich enorm belastend anfühlen. Was, wenn jemand jede Woche lang und breit darüber spricht, wie schlimm es ihm oder ihr geht?

Wer sich das nicht zutraut, redet oft lieber gar nicht. Dadurch bleibt die Pflege stumm und wichtige Informationen gehen verloren. Außerdem fühlen Patienten sich isoliert, „kalt abgearbeitet“ oder sogar bedroht.

Wie man sich gute Kommunikation in der Pflege angewöhnt

Es ist nicht leicht, fünf Mal am Tag das gleiche Gespräch übers Wetter zu führen. Oder, obwohl man müde nur noch nach Hause will, ausführlich zu erklären, welche Routinehandgriffe man durchführen muss.

SCHWEIGEN IST NICHT IMMER GOLD

Wenn jedes Gespräch mit einem Patienten oder Angehörigen belastend ist, dann ist das ein deutliches Zeichen. Auch, wenn niemand wirklich reden möchte, ist das oft ein Problem. Menschen, die nicht kommunizieren, sind oft überlastet oder vereinsamen.

Vielleicht braucht die Familie Hilfe von anderen Profis – Sozialarbeitern oder Psychologen. Wenn man selbst gar keine Gespräche mehr erträgt, gilt das vielleicht umgekehrt: So ein Stresszeichen schreit nach einer Pause.

GEGEN STIMMERMÜDUNG: SUMMEN UND ZUHÖREN

Gegen die körperliche Ermüdung kann Stimmtraining helfen. Eine einfache Übung dazu: Morgens beim Duschen vor sich hin summen – das lockert die Stimme für den Tag. Dann ist immer mindestens die Kraft da, Behandlungsschritte zu kommentieren und so weniger unheimlich zu machen.

Um jedem Patienten Smalltalk-Aufmerksamkeit zu schenken, kann man Themen rotieren: Wetter, Sport, das Fernsehprogramm oder auch Freizeitpläne. Letzteres funktioniert nicht mit jedem Menschen, aber einige Leute hören lieber von den Plänen und Aktivitäten von anderen, als gar nichts von aktuellen Veranstaltungen mitzubekommen.

Auch Zuhören statt Reden hilft oft: Dann muss man nur eine kurze Frage stellen und nicht viel selbst erzählen. Je konkreter und spezifischer, desto geringer die Gefahr, in schwierige Diskussionen abzubiegen.

INFORMATIONSKANÄLE NUTZEN

Für Informationen an Angehörige und Patienten stehen auch weitere Kanäle zur Verfügung. Die Kommunikation in der Pflege ist über die oft leichter.

Manchmal ist es am einfachsten, Fakten oder Check-Ups schriftlich auszutauschen. Auf Zetteln, in kleinen Notizbüchern oder einfach direkt per SMS oder WhatsApp (Bei Fragen zum Datenschutz unbedingt den Datenschutzbeauftragten im Pflegedienst fragen!)

Hier geht’s übrigens zu unseren Kontaktdaten – wenn Sie etwas zu sagen oder zu schreiben haben. Und auch über Facebook sind wir erreichbar.