Kinder zahlen für ihre Eltern?

13.09.2019

Kinder zahlen für ihre Eltern?

Künftig sollen Kinder nicht so früh für pflegebedürftige Eltern haften – also verpflichtet sein, die Pflegekosten zu bezahlen. Aktuell berechnen sich die Verpflichtungen für alle Kinder nach bestimmten Regeln, zukünftig soll die Haftung erst ab einem Jahreseinkommen von 100 000 Euro gelten.

Die aktuelle Regel: Kinder haften für die Pflege der Eltern

Wenn Eltern pflegebedürftig werden, müssen ihre (erwachsenen) Kinder für die Pflegekosten aufkommen. Das gilt allerdings bereits heute erst ab einem bestimmten Einkommen oder Vermögen.

Grundsätzlich wird der Beitrag eines Kindes zu den Pflegekosten der Eltern folgendermaßen berechnet:

  1. Zunächst werden die Pflegekosten durch die Kranken- oder Pflegekasse bestritten.
  2. Wenn diese Leistungen nicht ausreichen, muss die pflegebedürftige Person selbst zahlen – aus Rente, Ersparnissen und Einnahmen.
  3. Wenn auch das nicht reicht, um die Pflegekosten zu decken, werden die Kinder verpflichtet, den Unterhalt zu zahlen.Wenn das Kind weniger als 1800 € netto im Monat verdient, muss es nicht für die Eltern aufkommen (das entspricht ganz grob 30 000 € im Jahr).Wenn es mehr als 1800 € netto verdient, können weitere Kosten abgezogen werden. Erst, wenn das Ergebnis immer noch über 1800€ liegt, muss das Kind die Hälfte des „Überschusses“ für die Pflege der Eltern aufgeben.
  4. Wenn auch das nicht reicht, werden die übrigen Kosten durch Sozialhilfe beglichen.

Zukünftige Erhöhung des Freibetrags auf 100 000 € jährlich?

Jetzt ist eine Erhöhung des Freibetrags für Kinder auf ein Einkommen von bis zu 100 000 € jährlich angedacht. Das würde eine Erhöhung um etwa das 1,5-fache bedeuten: Statt 1 800€ monatlich können Kinder bis zu (etwa) 4 700 € monatlich netto verdienen, ohne etwas zu den Pflegekosten ihrer Eltern beitragen zu müssen.

Wie aus der Diskussion um den Solidaritätszuschlag bekannt, würde eine solche Regelung etwa 90 % der Menschen in Deutschland von der Zuzahlung befreien.

Während Kommunen und Gemeinden die höheren Kosten abwenden möchten und auf die Verantwortung von Kindern für ihre Eltern pochen, erhoffen sich Sozialverbände von der Änderung eine Verbesserung für viele ältere Menschen. Sie können dann ins Pflegeheim, ohne ein schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber haben zu müssen.