Impulse aus der Pflege: Pflege und Design - Wie die Disziplinen zusammenhängen

03.02.2023

Impulse aus der Pflege: Pflege und Design - Wie die Disziplinen zusammenhängen

Pflege und Design – das klingt wie eine ungewöhnliche Paarung? Dabei sind die Disziplinen eng verwoben. Denn abgesehen von der Assoziation „schön aussehen“ ist Design auch extrem funktional – es stellt die Frage, wie ein Ding oder eine Arbeitsumgebung gestaltet sein muss, damit sie „funktionieren“. Und in der Pflege kommt es sehr darauf an, dass Dinge oder Umgebungen funktionieren, um Pflegenden und natürlich den gepflegten Menschen den Alltag leichter zu machen.

Design in der stationären Pflege

Wenn man über das „Design“ von Umgebungen in der Pflege nachdenkt, dann ist der erste Gedanke bei stationären Pflegeeinrichtungen oder Pflege-WGs wie unseren Intensivpflege-Wohnkonzepten. Hier werden Zimmer dafür gebaut, dass Pflege stattfinden kann.

Beim Aufbau der WoKos bedeutete das: Von Anfang an waren diejenigen in die Planung involviert, die später in den Räumen arbeiten würden. Denn von ihren Arbeitsabläufen hängt ab, wie viele Steckdosen es wo geben muss, welche Wege frei sein müssen und sogar, wie die Lampen im Raum platziert werden sollten. Andererseits sind die Pflegekräfte nicht diejenigen, die in den Räumen leben. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner dürfen ihre eigenen Zimmer natürlich mitgestalten. Dafür müssen die „vorgeplanten“ Räume noch genug Platz für mitgebrachte Möbel oder Gegenstände bringen.

Auch Gemeinschaftsräume müssen gestaltet werden – und zwar immer so, dass eine Menge Fragen berücksichtigt werden: welche Arbeitsabläufe brauchen Platz? Wie viele Funktionen erfüllt ein Raum? Welche farbliche Gestaltung ist angenehm für alle?

Design in der ambulanten Pflege

In der ambulanten Pflege findet die Pflege nicht in „vorgegebenen“ Räumen statt, sondern zuhause bei den pflegebedürftigen Menschen. Fällt dann der Designaspekt für Räume weg?

Nein, auch wenn die Herausforderung größer ist. Experten für Design und Pflege tun sich zusammen, um „Regeln“ zu finden, die für alle Umgebungen funktionieren. So können sie Tipps dazu geben, wie Pflege in jedem Zuhause funktionieren oder leichter werden kann.

Arbeitsgeräte werden ergonomisch designt, damit sie besonders gut funktionieren. Und natürlich macht es mehr Spaß, Geräte zu benutzen, die auch gut aussehen – wie sonst rechtfertigt Apple seine Preise?

Aber es gibt auch weitere Punkte, an denen sich Pflege und Design berühren. Die typische weiße Kleidung in Pflege und Medizin signalisiert für viele „Professionalität“. Aber ist sie immer die passende Wahl? In der Kinderintensivpflege kommt man schnell auf die Idee, dass es sicher bessere Alternativen gibt, die weniger einschüchternd sind. Lässt sich diese Intuition vielleicht weiter fassen?

Wenn die Wahl der Kleidungsfarbe beeinflusst, wie gut sich Pflegekräfte und Patient:innen nach dem Besuch fühlen, ist die Forschung darein sicher viel wert?

Pflege und Design – in den Kinderschuhen

Aktuell befindet sich die Verknüpfung zwischen Pflege und Design noch in den Startlöchern – viele formale Verbindungen gibt es nicht. Es gibt kein Pflegestudium mit Fokus auf Design und keine Vertiefung im Designstudium für die Pflege. In Deutschland gibt es vorsichtige Kooperationsprojekte zu spezifischen Themen, aber keine großen Hybrid-Studiengänge oder -Projekte. In der Schweiz wurde kürzlich ein Zentrum für Design und Health (https://scdh.ch/) gegründet, in dem diese Verbindung jetzt im Fokus stehen soll.

Es ist an beiden Disziplinen, eine Kooperation aufzubauen und mehr darüber zu forschen, wie Design Pflege beeinflussen kann – und vielleicht auch umgekehrt?

In einigen Bereichen stimmen die Zielsetzung der beiden „Disziplinen“ immerhin überein: praktisch und emotional für mehr Wohlbefinden sorgen. Natürlich haben beide Disziplinen auch vollkommen andere Themen im Fokus, aber wie immer kann es sich lohnen, einfach mal über den Tellerrand zu schauen.