21.07.2023
Bei Hitze ist Pflegen anspruchsvoller
Wie jedes Jahr informieren Zeitungen, Radio und auch diverse Internetseiten darüber, dass wir uns alle der Hitze angemessen verhalten müssen. Das bedeutet für die meisten Menschen, dass sie den Sport etwas runterfahren, Aktivitäten in die Morgen- und Abendstunden verlegen und darauf achten, regelmäßig zu lüften.
Für pflegebedürftige Menschen, gerade natürlich für diejenigen mit angegriffenem Immunsystem oder ältere Menschen, bedeutet eine „Hitzewelle“ von ein paar Tagen aber eine noch größere Gefahr. Denn statt nur durch Sport sind sie schnell auch durch einfache Aktivitäten belastet und der eigentlich gewohnte Weg zum Supermarkt oder einfach nur ins Erdgeschoss oder ins Bad ist die „sportliche Belastung“, die andere durch Turnübungen und Joggen erreichen würden.
Das bedeutet natürlich auch für pflegende Angehörige und in der professionellen Pflege zusätzliche Herausforderungen. Neben der allgemeinen Grundversorgung steht die Erinnerung ans Trinken auf dem Plan.
Wieso belastet die Hitze ältere Menschen mehr?
Große Hitze bedeutet für den Körper eine Belastung wie durch Sport – er fährt viele Systeme hoch und arbeitet sich daran ab, die Temperatur im Körper zu regeln, wie er es tun würde, wenn man zum Beispiel beim Joggen ins Schwitzen gerät.
Das vorweg: so eine Hitzewelle ersetzt leider keine ausreichende Bewegung und Muskeln und Gelenke wollen weiter fit gehalten werden.
Wichtig ist aber: Jede Bewegung bei Hitze ist doppelt anstrengend, weil sie zu den Anstrengungen der Temperaturregulierung hinzugerechnet werden müssen.
Wie(so) erschwert Hitze die Pflege?
So wird die Pflege schwieriger: die pflegebedürftigen Menschen können weniger als sonst mithelfen. Wer geistig nicht (mehr) ganz fit ist, baut zudem besonders schnell ab, wenn er wegen Hitze dehydriert – viele Gespräche werden langwieriger oder anstrengender, die Betroffenen sind oft verwirrt oder werden schneller wütend, weil sie die Pflegenden nicht zuordnen können.
Dazu kommt, dass die Hitze natürlich auch junge und gesunde Menschen beeinträchtigt. Auch die arbeiten unter der zusätzlichen Anstrengung, die Hitze für ihren Körper bedeutet. Deswegen ist die Pflegearbeit – von dem Treppensteigen in jedem neuen Haus übers Hochheben und Stützen – auch wesentlich anstrengender und belastender.
Für pflegende Angehörige und Nachbar*innen fallen zwar Anfahrten oder Wegstrecken größtenteils weg, sie haben aber oft auch wenig bis keine Ruhepausen. Außerdem ist für sie die Belastung durch die psychischen Auswirkungen von Dehydrierung oder einfach Überanstrengung oft größer. Auch Pflegeprofis sind natürlich betroffen, wenn jemand geistig nachlässt, verwirrt agiert oder sogar aggressiv wird. Aber ihnen helfen Erfahrung, der Austausch mit anderen Pflegekräften und natürlich das Fachwissen darüber, warum das passiert.
Wie pflegt man bei Hitze am besten?
Sie können die Hitze natürlich nicht abstellen. Weder als Angehörige noch als professionell Pflegende können Sie die Belastungen durch Hitze ganz ausgleichen.
Erleichterung für die pflegebedürftigen bringen leichte und luftige Kleidung, Lüften aller Zimmer in den Morgenstunden oder abends und leicht erreichbare Getränke. Fenster mit direkter Sonneneinstrahlung sollten abgedeckt werden. Aber: wenn ein Luftzug möglich ist, ist das Klima in der Wohnung meist angenehmer mit etwas höheren Temperaturen und bewegter Luft als wennn alles geschlossen bleibt. Ventilatoren kühlen zwar nicht die Luft, bewegen sie aber und tragen damit Hitze vom Körper weg – solange die Lufttemperatur noch ein gutes Stück unter der Körpertemperatur liegt (bis ca. 34 °C).
Wer pflegt, muss aber auch auf sich selbst achten. Die körperliche Anstrengung bedeutet, dass Sie selbst auch mehr Trinken müssen als sonst. Wer nicht viel Zeit für lange Pausen hat, kann das Händewaschen zum Miniabkühlen nutzen: kaltes Wasser über die Handgelenke fließen zu lassen, wo die Haut sehr dünn ist, hilft dabei, sich abzukühlen.