Hohe Durchfallquoten in der Pflegeausbildung

28.06.2024

Hohe Durchfallquoten in der Pflegeausbildung

In der Pflegeausbildung sind die Durchfallquoten im ersten Versuch mit 20 % fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der übrigen Ausbildungen.

Modellprojekte zeigen, welche Unterstützung notwendig wäre, um gegenzusteuern.

Im ersten Versuch fallen 20 % durch

Im ersten Versuch fallen bei der Abschlussprüfung in der Pflegeausbildung 20 % der Auszubildenden durch. In anderen vergleichbaren Ausbildungsgängen ist die Quote viel niedriger – woran liegt das?

Aus Reihen von Ausbildenden hört man unter anderem, dass Schüler*innen weniger in der Lage sind, ihre Arbeit selbst zu organisieren. Das ist allerdings ein Faktor, der alle Ausbildungszweige gleichermaßen beeinflussen sollte. Das gleiche gilt für niedrige Reife und schulische Qualifikationen.

Besondere Situation in der Pflege

Zwei Besonderheiten betreffen die Pflege wohl stärker als andere Ausbildungen: erstens die Pflege von Angehörigen neben der Ausbildung, die oft Schüler*innen sogar zur Ausbildung in der Pflege inspiriert. Die Doppelbelastung nagt dann sehr an der Leistungsfähigkeit in der Ausbildung.

Zweitens: besonders in der Pflege werden auch Auszubildende aus dem Ausland angeworben, deren Sprachkenntnisse nicht ausreichen, um in der spezifischen Fachsprache klarzukommen. Auch bedeuten Hörverstehen in unterschiedlichen Situationen hier größere Hürden als in Berufen, in denen der Kontakt zu anderen Menschen nicht so im Vordergrund steht.

Auch die fehlende Sozialkompetenz, die einige Ausbilder beklagen, schlägt sich deutlicher nieder, wenn es in der Ausbildung um Menschen statt Server geht.

Support und Nachhilfe helfen

Große Ausbildungsbetriebe können sich oft Förderangebote leisten und sehen, dass die Abschlussquoten bei ihnen wesentlich besser aussehen. Sie investieren dazu beispielsweise in gezielte Nachhilfekurse für die Auszubildenden, die das Lernen bei der Arbeit und in der Berufsschule unterstützen.

Oder sie bieten Sprachkurse an, die Defizite auffangen sollen – für Azubis aus dem Ausland oder mit schlechten Startchancen durch die besondere Fachsprache in der Pflege.

Ebenfalls hilfreich sind Coaching-Angebote, bei denen Auszubildende einerseits während des Ausbildung gezielt in wichtigen Metaskills gefördert werden: Zeitmanagement, Prüfungsangst oder Organisation stehen auf dem Plan. Es können auch Angebote hinzukommen, die bei der Orientierung helfen, wenn jemand das Gefühl hat, sich falsch entschieden zu haben. Statt eines totalen Abbruchs können diese Kanditat*innen umgelenkt werden auf den Abschluss als Pflegehelfer*in.

Bessere Ausbildung statt niedrigere Anforderungen

Anders als in anderen Bereichen ist in der Pflege das Ziel nicht einfach, Bestehensquoten zu steigern, weil Durchfallquoten abschreckend wirken, peinlich sind oder individuell demotivieren. Deutschland braucht Pflegekräfte und sollte die Abschlussquote vergrößern.

Das Fazit sollte für die Pflegeausbildung auf keinen Fall sein, die Anforderungen an Pflegekräfte zu senken (und damit letztlich die Ausbildung abzuschwächen).

Stattdessen zeigen Fördermaßnahmen, was hilft, um die Durchfallquoten zu senken. Die Defizite sind erkennbar – Lösungen aber auch.