20.03.2017
Herr Laumann, es gibt noch immer viel zu tun!
Der bpa bildet mit mehr als 9.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Die Interessenvertretung kann also mit geballter Macht für ihre Mitglieder Verhandlungen, z.B. mit den Kostenträgern aufnehmen oder aktiv die Gesundheitspolitik auf Bundes- und Länderebene mitgestalten. Beim jährlichen Neujahrsempfang sprechen Experten vor dem Publikum und miteinander über aktuelle Themen zum Beispiel aus der Pflege.
Wichtige Redner beim Neujahrsempfang des bpa
Auch in diesem Jahr hat der traditionelle Neujahrsempfang des bpa (Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V.) in der Landesgeschäftsstelle in Düsseldorf stattgefunden. Eingeladen waren ca. 250 Gäste aus den verschiedenen Fachrichtungen (Stationäre Einrichtungen, ambulante Pflegedienste, Juristen, Politiker, Pflegekassen etc.)
Der bpa Landesvorsitzende Christof Beckmann äußerte in seiner Ansprache zum Neujahrsempfang deutliche Kritik an zu viel Regulierung durch die Bundes- und Landespolitik. Anschließend äußerte sich der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann. Er warf der Landesregierung vor, dass sie der Pflege in NRW derzeit „Knüppel zwischen die Beine werfe“. Auch der bpa Präsident Bernd Meurer ergriff das Wort und warnte in seiner Rede davor, die Regeln von Markt und Wettbewerb in der Pflege immer weiter einzuschränken.
Ein Beitrag aus der Pflegerealität
Nach Einschätzung von Simon Born vom Born Gesundheitsnetzwerk, ging die Kritik nicht weit genug. Es gab einen netten Schlagabtausch auf der Bühne zwischen Herrn Laumann und Herrn Meurer, der von den unterschiedlichen Absichten geprägt war – aber auch der Bereitschaft, über diese Unterschiede zu reden. Auch in diesem kam allerdings nach Herr Borns Einschätzung die ambulante Pflege zu kurz.
Natürlich machen die Kolleginnen und Kollegen in den stationären Einrichtungen einen sehr guten Job – nur wir eben auch! Nicht erwähnt wurden also die ambulanten Pflegedienste, die außerklinische Intensivpflege, Palliativ- und Hospizpflege. Leider wurde der Fachkräftemangel – und wie diesem zu begegnen ist – nicht zielführend thematisiert. Auch die Schwierigkeiten, mit denen die Unternehmen in der ambulanten Pflege täglich konfrontiert werden, z.B. die schlechte Zahlungsmoral einiger Kostenträger waren kein Thema in der großen Runde.
Einsatz für die Kollegen in der ambulanten Pflege
Bei späteren Tischgesprächen nutzte Simon Born die Gelegenheit und sprach Herrn Meurer und auch Herrn Laumann auf die Problematiken persönlich an – von der Basis in die Politik.
Uns liegt die Qualität der Versorgung unserer Kunden sehr am Herzen. Dafür benötigen wir allerdings auch die erforderlichen Rahmenbedingungen, damit unsere Vorstellung von Pflege möglich bleibt und wird. Dazu gehört z.B. auch eine angemessen Entlohnung, um Fachkräfte fort- und weiterbilden zu können – eine gerechte Bezahlung mal vorausgesetzt.
Es müssen Antworten auf die Frage gefunden werden, warum Handwerker für ihre Dienste einen doppelt so hohen Stundenlohn auf dem Markt fordern und erhalten können wie Pflegekräfte. Ist die Pflege von Menschen an Menschen nur 50% davon wert? Diese und andere Punkte trug Herr Born persönlich vor. Beide Herren nahmen sich der Sichtweise und Argumentation an und versicherten, sich damit auseinander zu setzen.
Wir sind gespannt. Herr Laumann, es gibt noch sehr viel zu tun!