Helfen aus der Ferne: Angehörige pflegen, die weiter entfernt leben

27.01.2023

Helfen aus der Ferne: Angehörige pflegen, die weiter entfernt leben

Die Pflege von Angehörigen ist immer eine große Aufgabe. Oft beleuchten wir dabei – auch hier im Blog – vor allem diejenigen, die Nachbarn pflegen oder Angehörige, die ganz in der Nähe leben oder sich sogar eine Wohnung mit der pflegebedürftigen Person teilen.

Aber oft unterstützen auch Angehörige bei der Pflege, die weiter entfernt wohnen. Sie teilen sich Pflegeaufgaben oft mit einem Pflegedienst oder anderen Angehörigen, die aus der Nähe helfen. Naturgemäß sieht die Unterstützung aus der Ferne oft anders aus.

Wie Pflege aus der Ferne aussieht

Bei Anreisezeiten von über einer Stunde gibt es viele Menschen, die trotzdem täglich Hin- und Zurückfahren und dann vor Ort nachmittags und abends einige Stunden Pflege übernehmen. Für sie bedeutet dadurch die Pflege natürlich noch größere Einschränkungen im Job und Privatleben, als wenn man „nur“ nach nebenan muss.

Viele fokussieren sich auf „besondere Aufgaben“: Sie unterstützen beispielsweise durch Begleitung zu Arztterminen oder bei Einkäufen. Und sie übernehmen die formale Arbeit, die rund um die Pflege anfällt: Anträge ausfüllen, Telefongespräche führen, Bewilligungen prüfen, Finanzen organisieren und Termine sortieren.

Die besondere Belastung von Pflege auf Distanz

Wer Angehörige pflegt, die weit entfernt wohnen, ist mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Einerseits nimmt natürlich die Fahrt alleine viel Zeit in Anspruch. Pflegeaufgaben allgemein fressen viel Zeit und beeinträchtigen dadurch das Familienleben, Freizeit oder auch den Beruf. Selbst wenn die Pflege „nur“ in die Freizeit-Zeit fällt, beeinflusst das auch Beruf oder Familie, denn die Zeit zum Entspannen fällt weg. Wer zusätzlich zur „netto“-Pflegezeit lange Anfahrten hat, ist hier doppelt beeinträchtigt.

Ein scheinbarer Vorteil des Abstands ist gleichzeitig auch ein Nachteil. Wer weiter entfernt wohnt, ist nicht so „abrufbereit“ wie jemand, der nur nach nebenan kommen muss. Das bedeutet natürlich erst mal, dass man theoretisch besser abschalten kann und manchmal einfach nicht erreichbar ist. Praktisch macht man sich aber genauso Sorgen, aber kann nicht „mal eben“ vorbeikommen und gucken, ob alles in Ordnung ist. Tut man es doch – zum Beispiel nach einem Anruf der pflegebedürftigen Person, die um Hilfe bittet – bedeutet das spontan einen längeren Ausflug, der vielleicht mit Freizeit, Kinderbetreuung oder Beruf kollidiert.

Und wenn sich die Unterstützung aus der Ferne hauptsächlich auf die Unterstützung bei Formalien beschränkt? Dann wird sie gleich wesentlich weniger wahrgenommen. Wer „nur“ viel Zeit in die Organisation der Pflege steckt, zu besonderen Terminen da ist oder die Finanzierung sichert, wird nicht so wahrgenommen wie jemand, der vor Ort lebt und direkt Einsatz zeigt. Das belastet viele Menschen zusätzlich, weil sie gleichzeitig tun, was sie können, und doch das Gefühl haben, nicht genug zu leisten.

Mehr Anerkennung für alle Pflegenden

Wie viel Energie und Zeitmanagement Pflege fordert, muss immer mehr im Bewusstsein der Gesellschaft ankommen. Man pflegt genauso wenig „nebenbei“, wie man Kinder „nebenbei“ großzieht. Auch auf Distanz gehört eine Menge Energie dazu und der Einsatz ist manchmal unsichtbar, weil die Anfahrtszeit - mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln – übersehen wird.

Wenn Sie als Angehörige das Gefühl haben, an der Pflege zu schwer zu tragen, sprechen Sie das Thema bei der Pflegeberatung an. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, Sie zu entlasten und die Aufgaben anders zu verteilen.