20.03.2020
Was Ihr Corona-Alltag für die Pflege bedeutet
Auch in der Pflege hat die aktuelle „Corona“-Pandemie Auswirkungen – nicht nur durch das Virus oder die Infektionsgefahr selbst. Auch das Verhalten aller Menschen in Deutschland – alt, jung, krank oder gesund – hat Einfluss auf die Pflege, alle Pflegenden und Gepflegten.
Natürlich leisten wir weiter unsere Arbeit – egal, ob in der ambulanten Alten- und Kranken- oder Intensivpflege! -, aber die Verbreitung des Virus beeinflusst uns dabei.
Wie sehr man persönlich an der Bremse der Pandemie beteiligt ist, kann man übrigens hier checken: https://www.pandemic-footprint.com/de/
Hamsterkäufe im Supermarkt: Das stört die Versorgung
Ganz allgemein:
Wer kiloweise Mehl nach Hause trägt, palettenweise Tomatendosen kauft oder das Toilettenpapier-Regal leer kauft, muss nicht nur zu Hause herausfinden, wie man all diese Vorräte lagert.
Solche Hamsterkäufe bedeuten auch, dass diejenigen, die später am Tag einkaufen, kein Mehl mehr kaufen können, keine Tomatendosen und kein Toilettenpapier. Leere Regale machen dann wieder den nächsten Angst – und schon sind die Regale am nächsten Tag wieder leer. So haben einige wenige viel mehr, als sie (ver-)brauchen können und andere können ihren alltäglichen Bedarf nicht erfüllen.
Supermärkte und andere Geschäfte für Lebensmittel bleiben geöffnet. Aber wer Regale plötzlich leer kauft, erzeugt künstlich einen Mangel.
Für die Pflege:
Zur Pflege gehört auch, dass wir mit Patienten oder für sie einkaufen, wenn das alleine nicht geht. Gerade für ältere oder kranke Leute empfiehlt sich im Moment, nicht selbst einkaufen zu gehen.
Sie und wir können nicht täglich im Supermarkt vorbeischauen, um zu sehen, ob schon etwas nachgekommen ist. Das funktioniert zeitlich gar nicht, denn Pflege leisten wir nun mal nicht im Home Office.
Natürlich bekommt jeder Mensch, den wir versorgen, im Moment noch genug zu essen – und auch alle Hygieneartikel, die notwendig sind. Aber es ist traurig, dass wir wegen der Hamsterkäufe von ein paar Leuten Schwierigkeiten haben, Mehl oder Tomaten in Dosen zu besorgen.
Hamsterkäufe mit Pflegeartikeln: Atemschutzmasken und Co
Ganz allgemein:
Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und so weiter – diese Mittel sind fast überall ausverkauft. Kaum bekommt ein Laden Desinfektionsspray, ist es auch schon wieder weg – auch diese Mittel werden von vielen Leuten gehortet und gehamstert.
Dabei sind Mund- und Atemschutzmasken nur für sehr wenige Leute empfohlen. Wer sie aktuell draußen trägt, schützt sich selbst damit kaum. Der einzige Effekt ist eine bessere Erinnerung daran, sich nicht an Mund und Nase zu fassen. Menschen mit Atemwegserkrankungen können Atemschutzmasken tragen, wenn sie dringend in die Öffentlichkeit müssen. Sie reduzieren durch sicher und korrekt angelegte Masken das Risiko, andere anzustecken.
Desinfektionsmittel sollten nicht unbedacht und ständig eingesetzt werden. Auch in medizinischen Einrichtungen wird es nicht einfach literweise über jeden Bereich gegossen, sondern sparsam eingesetzt. Händewaschen ist oft viel sinnvoller und mindestens die richtige Basis vor der Desinfektion – und birgt nicht das Risiko, resistente Keime zu züchten oder dem Organismus zu schaden.
Händewaschen ist wichtig!
Für die Pflege:
Gebraucht werden Mundschutz und Desinfektionsmittel aber in der Pflege und in Krankenhäusern. Hier schützen sie nicht nur die Pflegekräfte vor einer Infektion, sondern vor allem auch Patienten. Denn kranke, ältere oder angeschlagene Patienten haben oft ein geschwächtes Immunsystem. Auch Bakterien, die die meisten gesunden Erwachsenen gut abwehren können, sind für sie gefährlich.
Deswegen brauchen Pflegedienste Mundschutz oder Atemmasken.
Desinfektionsmittel sind nötig, um Dinge und Hilfsmittel sauber zu halten, aber auch im Zuhause unserer Patienten.
Es ist traurig, dass viele Produzenten und Verkäufer die Preise für Desinfektionsmittel auch gegenüber Pflegediensten hochgezogen haben, um an der Knappheit zu verdienen. Alle anderen sollten nicht einkaufen, als müssten sie fortan in Desinfektionsmittel baden - zu Hause bleiben und nach nötigen Erledigungen die Händewaschen hilft viel!
Infektionsrisiken für alle
Es gibt in Deutschland noch keine allgemeine Ausgangssperre. Auch wenn sie kommt, werden wir weiterhin natürlich zur Pflege zu unseren Patienten nach Hause kommen!
Die Gründe, wieso eine solche Maßnahme überdacht werden muss, betreffen aber wieder auch uns.
Viele Menschen verstehen nicht, wie wichtig es ist, dass sie wenn möglich zu Hause bleiben, nicht unnötig andere Menschen zu treffen oder an Orte zu gehen, an denen andere sich aufhalten.
Es ist in Ordnung, an der frischen Luft zu laufen – aber doch nicht in Menschenmengen hinein! In einem Video erklärt der SWR den Unterschied in Zahlen: Wer mit dem Corona-Virus infiziert ist und seine sozialen Kontakte um 75 % reduziert, hat nach einem Monat im Schnitt nicht 406, sondern nur 2,5 Personen angesteckt. Wichtig: Nicht jeder merkt, ob er den Virus hat und auch weitergeben kann. Auch wer sich gesund fühlt, kann ihn weitergeben und Menschen anstecken, die daran erkranken oder sterben können. Oder Pflegekräfte, die dann nicht mehr arbeiten können.
Wir vom Pflegedienst müssen weiter vor die Tür und wir wollen weiter pflegen. Dabei können alle andere helfen: Indem sie nicht unnötig rausgehen. Sie helfen
· Wenn Sie nur raus gehen, weil es nötig ist: Zum Einkaufen (mit Einkaufszettel – nicht zum Bummeln und ohne Hamsterkäufe!), zur Apotheke, zum Geldautomaten oder zur Post. Oder natürlich – nach vorherigem Anruf! – zum Arzt.
· Wenn Sie dabei darauf achten, 1,5 bis 2 m Abstand zu anderen Menschen zu halten – auch bei Gesprächen! Privates besprechen Sie lieber am Telefon.
· Wenn Sie bei Bekannten und Freunden nicht vorbeikommen (nicht zum Hallo sagen, nicht zum Kaffeeklatsch, nicht zum Skatspielen! Und auch nicht zum Geburtstag, Jubiläum oder zur Abschiedsfeier!).
· Wenn Sie Freunden und Bekannten über WhatsApp, Facebook oder per SMS schreiben, sie anrufen oder einen Videoanruf vereinbaren, damit niemand sich allein fühlen muss.
· Wenn Sie sich die Hände waschen, nachdem Sie draußen waren oder zum Beispiel ein Paket oder die Post angenommen haben.
· Wenn Sie gar nicht rausgehen, wenn Sie krank sind, sondern Bekannte oder Freunde bitten, für Sie einzukaufen.
· Wenn Sie in Ihre Armbeuge niesen oder husten (und Kleidung reglemäßig wechseln oder Ihre Armbeuge waschen)
· Wenn Sie keine Angst- oder Wutgeschichten verbreiten.
· Wenn Sie Verständnis haben, weil gerade viele Dinge etwas länger dauern, damit wir alle sicher bleiben.