16.09.2022
Gesundheitsminister vs. Pflegebeauftragte: kriselt es noch oder scheitert das Konzept schon?
Die Pflegebeauftragte Claudia Moll, über die wir bereits in früheren Blogartikeln berichteten, ist nicht die erste, die den Titel trägt – auch vor ihr gab es schon einen Pflegebeauftragten der Bundesregierung. In der Vergangenheit war Pflege aber auch und vorwiegend Thema des Gesundheitsministers. Der neue/aktuelle Minister Lauterbach hält sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger auffällig bedeckt.
Wurde die Pflege in der letzten Legislaturperiode noch als Prestige-Steckenpferd benutzt, scheint sie jetzt nicht mehr wirklich präsent als Aufgabe des Gesundheitsministers. Klar, der muss sich auf Corona konzentrieren. Aber sollte er nicht auch im Zuge seiner Betrachutngen der einen großen Krise die andere große Krise in der Pflege sehen?
Um Frau Moll wird es ruhiger
Frau Moll war anfangs etwas „lauter“ in ihrem Job. Jetzt gibt es auch auf ihrer Webseite nur noch gelegentliche Updates.
Sicher ist ihre Leidenschaft für ein Thema, mit dem sie sich seit Jahrzehnten intensiv als Altenpflegerin und später Politikerin beschäftigte, nicht plötzlich erloschen.
Aber vielleicht bestätigt sich eben doch die Befürchtung, dass die präsente Pflegebeauftragte mit ihrem starken Titel darüber hinwegtäuschen soll, dass die Pflege als Thema in Gänze erst mal unter den Tisch fällt.
Es kriselt, es brodelt, es brennt
Dabei ist es keineswegs so, dass man von einer Erleichterung in der Pflege sprechen könnte. Es gibt kein plötzliches Durchatmen oder eine Entlastung auf dem Arbeitsmarkt. Pflegekräfte in Krankenhäusern, Heimen und in der ambulanten Pflege denken besorgt an den Winter, in dem weder Corona noch der Personalmangel aus der Welt sein werden.
Aber vielleicht ist das genau der Grund: Es steht eben keine Lösung an, wie es mit der Pflege weitergehen soll. Da wäre es unangenehm, über das Thema laut zu sprechen. Und eine ähnlich peinliche Selbstinszenierung wie sein Vorgänger muss Karl Lauterbach sich auch nicht erlauben.
Nicht wieder nicht gehört werden
Trotzdem oder grade deswegen muss jetzt vielleicht die Pflege wieder als Ganzes aktiv werden und Stimme zeigen.
Ob an Frau Moll, die vielleicht selbst einfach keine Plattform mehr hat, oder direkt an das Gesundheitsministerium oder die Person Gesundheitsminister.
Private Pflegeverbände und Patientenvertreter haben sogar bereits direkt die Aufmerksamkeit des Kanzlers gefordert. Wie weit es dann von dessen Aufmerksamkeit zu mehr als ein paar Fototerminen ist, wird die Zukunft (langfristig) zeigen müssen.