28.05.2021
Wie zufrieden macht Geld? Über Debatten zum Gehalt in der Pflege
Vor zwei Wochen haben wir über das Durchschnittsgehalt für Pflege in Deutschland geschrieben. Heute wollen wir weitergehen und überlegen: Wie zufrieden macht denn Geld überhaupt? Spannenderweise gibt es auch dazu Studien.
Wir werfen erst einen Blick auf diese allgemeinen Ergebnisse zum Thema Geld und Glück und sehen uns dann die Situation in der Pflege an.
Mehr Geld, mehr Glück?
In Amerika wird der Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück immer wieder erforscht. Zuletzt an der University of Pennsylvania. 33 000 Erwachsene wurden über eine App jeden Tag zu zufälligen Zeiten gefragt: „Wie geht es dir gerade?“. Ihre Antworten wurden dann ausgewertet – insbesondere gegen ihr Einkommen. Die Studie zeigt: Je mehr die Befragten verdienten, desto zufriedener waren sie im Durchschnitt.
Frühere Studien (auch aus Amerika) hatten suggeriert, dieser Effekt würde ab etwa 75 000 Dollar verfliegen. Denn irgendwann sind alle Bedürfnisse erfüllt, die Geld erfüllen kann, und die Menschen werden nicht mehr zufriedener, nur auf andere Weise unzufrieden wegen „Kleinigkeiten“.
In der neuen Studie gab es so eine Grenze nicht: Auch jenseits der 80 000 Dollar Einkommen gab es noch eine Steigerung, je mehr die Befragten verdienten. So viel verdient man eher nicht als Pflegekraft.
Der Haken an amerikanischen Geld-Glücksstudien
Dazu muss man allerdings im Kopf behalten: Wenn jemand in Amerika 80 000 Dollar, umgerechnet etwa 66 000 Euro verdient, dann ist das nicht das Gleiche, wie wenn jemand in Deutschland 66 000 Euro brutto verdient. Meist gehen vom deutschen Einkommen mehr Steuern ab, gleichzeitig wird auch mehr vom Arbeitgeber zu Versicherungen hinzugegeben.
Außerdem bedeutet Geld in Amerika mehr als hier – wer in Deutschland nach einem Unfall beispielsweise nicht arbeiten kann, ist in der Regel nicht auf sich allein gestellt, sondern wird vom sozialen Netz aufgefangen. Das hat zwar große Löcher, ermöglicht uns allen aber eine völlig andere Einstellung zu Geld.
Macht Geld einen Job aus?
Die ManpowerGroup führt jährlich eine Studie durch, bei der die Zufriedenheit von Arbeitnehmern untersucht wird – und auch, was diese Zufriedenheit ausmacht. Wann sind Mitarbeiter wirklich motiviert?
Die Umfragen zeigen sehr deutlich, was der wichtigste Faktor für Zufriedenheit am Arbeitsplatz ist: Das gute Verhältnis zu den Kollegen und den Vorgesetzten. 64 % der Befragten gaben zum Beispiel an, dass ihnen das explizit wichtiger ist, als ein prall gefülltes Bankkonto am Ende des Monats.
Was steigert die Motivation am meisten? Wieder: Das Team. Für 46 % macht ein gutes Team den Unterschied zwischen Arbeit nach Vorschrift und Motivation und Spaß am Job. Für 30 % ist dabei sogar wichtig, dass sie sich mit ihrem Team auch außerhalb der Arbeit gut verstehen. Weitere wichtige Faktoren sind zum Beispiel kleine Aufmerksamkeiten der Chefs, Veranstaltungen und – wer hätte es gedacht – guter Kaffee.
Wie wichtig ist der Faktor Geld also in der Pflege?
Der wichtigste Punkt im Job ist also das Team – das man am besten sieht und trifft, wenn die Arbeitszeit nicht völlig überfüllt mit Aufgaben ist und alle nach der Arbeit viel zu müde sind, sich privat noch auszutauschen. Der zweitwichtigste Punkt in allgemeinen Umfragen sind neben einem guten Verhältnis zum Team „flexible Arbeitszeiten“. Wer sich in seinem Job ständig hin und hergerissen und zeitlich gestresst fühlt, der kommt auf lange Sicht nicht gut klar.
Liest man das mit einem Auge auf die Pflege fällt schnell auf: Da liegt der Hund begraben. Denn der Weg zu wirklich flexiblen Arbeitszeiten, bei denen sich beispielsweise die Betreuung durch Kernteams mal überschneidet und mal nur der Staffelstab übergeben wird, ist nun wirklich länger als der bis zu besserer Entlohnung.
Unsere allerbesten Teams stehen jeden Tag zusammen und wir alle fiebern unseren Klassenfahrten und Ausflügen entgegen. Trotzdem sind wir absolut FÜR den Tarifvertrag in der Pflege und alle Verbesserungen im Gehalt, die damit hoffentlich kommen.
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