21.01.2019
Ergonomisches Arbeiten in der Pflege
Ergonomisches Arbeiten in der Pflege kann helfen, Beschweren zu verhindern oder zu lindern. Dazu müssen Arbeitgeber und Pflegekräfte zusammenarbeiten.
Pflege ist ein sehr anstrengender Job, der sich vor allem auch auf die körperliche Gesundheit auswirken kann. Die häufigsten Probleme sind Rückenbeschwerden, Verspannungen, Schulterschmerzen und Gelenkentzündungen. Vielen Beschwerden kann in gewissem Maße vorgebeugt werden, wenn die Arbeitsweise angepasst wird.
Wie gefährlich ist Arbeit in der Pflege?
Arbeiten in der Pflege kann gefährlich sein – durch langfristige Probleme oder Unfälle. Kürzlich wurde heftig die Sicherheit von Pflegekräften bei der Arbeit diskutiert: Die Zahl der Arbeitsunfälle in der Pflege ist in den letzten zehn Jahren um 50 % gestiegen. Auch wenn gleichzeitig Zahl der Pflegekräfte um mehr als 50 % gestiegen ist (von 712 000 im Jahr 2007 auf 1,1 Millionen im März 2018), sollte sich eigentlich eine Verbesserung der Situation abzeichnen. Denn in den meisten Arbeitsfeldern wird die Arbeit mit der Zeit sicherer und es kommt zu weniger Unfällen.
Daher verlangten einige Politiker auch, die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte genauer zu prüfen. Der Arbeitsschutz sollte hier stärker greifen.
Ergonomisches Arbeiten kann helfen
Bei ergonomischem Arbeiten geht es darum, die Arbeitsbedingungen so anzupassen, dass Mitarbeitende gemäß ihren Fähigkeiten und Eigenschaften ihre Tätigkeit gut durchführen können. Dabei geht es darum, einerseits die körperliche Belastung zu verringern und andererseits sicherzustellen, dass eine Arbeit nicht langweilt oder überfordert.
In der Pflege ist ein häufiges Problem, dass Pflegekräfte schwere Gewichte bewegen müssen und viele sich sogar „krumm arbeiten“, weil sie so oft in gebückter Haltung am Bett arbeiten. Ergonomisch optimiert werden die belastenden Winkel verändert und es gibt mehr Hilfen bei der Arbeit mit schweren Gewichten.
Auch wenn man daran nicht als erstes beim Begriff „ergonomisch“ denkt, gehört auch die Arbeitsorganisation zu diesem Bereich: Zu lange Arbeitszeiten, Überforderungen oder fehlende Organisation tragen zur Frustration von Pflegekräften bei. Trotzdem soll es hier im Artikel um die körperlichen Aspekte gehen, die Pflegekräfte selbst oder mit ihrem Arbeitgeber verändern können.
Ergonomie in der Pflege
Zur guten Bewegung in der Pflege tragen viele Punkte bei, die teilweise Arbeitgeber und teilweise Pflegekräfte selbst umsetzen können. Bei allen Punkten, die Sie als Pflegekraft nicht allein umsetzen können, sollten Sie sich direkt an Ihren Arbeitgeber wenden. Verbesserte Arbeitsbedingungen bedeuten weniger Krankschreibungen und helfen daher allen Beteiligten.
PASSENDE KLEIDUNG
Auch wenn es banal klingt, wird dieser Punkt zu oft vernachlässigt. Angefangen bei festem Schuhwerk trägt die richtige Kleidung enorm zu guter Pflege bei. Wer pflegt, läuft und steht viel. Dabei ist es oft wichtig, gut Tritt fassen zu können – rutschfeste Sohlen sind also ein großes Entscheidungskriterium.
Auch die richtige Kleidung erleichtert Bewegungen. Dehnbare Stoffe oder weite Schnitte helfen, alle Handgriffe ungehindert ausführen zu können. Das muss für die Arbeitskleidung stimmen – oft stellen Arbeitgeber Oberteile oder auch Hosen – aber auch für alles, was man darunter trägt.
Bei Frauen kann eine Rückenbelastung beispielsweise auch von einem falschen BH ausgehen – in der falschen Größe stützt der BH nicht wie er soll und der Rücken wird übermäßig belastet. Sport-BHs für „mäßige Belastung“ sind für viele eine geeignete Alternative bei der körperlich belastenden Arbeit.
Da viele Pflegekräfte speziell für die Arbeit sowieso eigene Wäsche kaufen, die sich unter weißen Hosen oder Oberteilen nicht abzeichnet, kann man hier auch auf Funktionalität und Bequemlichkeit achten.
HEBEN UND TRAGEN: RICHTIG UND GESTÄRKT
Beim Heben und Tragen helfen die richtigen Bewegungen enorm.
Eine allgemeine Maßnahme ist, Rücken und Bauchmuskeln zu trainieren, damit die Bewegungen vom Körper möglichst natürlich ausgeführt werden können und ohne spezielle Schon- oder Stützhaltungen einzunehmen, die langfristig schaden. Sport kann hier helfen und gleichzeitig ein Ausgleich zur Entspannung sein.
Bei der Durchführung von Hebebewegungen sollte das Anheben immer möglichst nah am eigenen Körper durchgeführt werden – mit breit aufgestellten, leicht versetzten Füßen. Dabei sollte eine Hebebewegung nie eine „Hau-Ruck“-Aktion sein, denn die belasten den Körper besonders. Gleichmäßige Bewegungen aus den Beinen schonen den Rücken
Richtige Bewegungen – oder Ausgleichsbewegung im Allgemeinen – kann auch ein Arbeitgeber erklären oder beibringen. Es gibt dafür spezielle Fortbildungen, die manchmal auch von Externen angeboten werden. Intern können sich Teams auch abstimmen und voneinander lernen. Außerdem kann man mit dem Team gemeinsam Sportgruppen organisieren, um sich gegenseitig zu motivieren.
HILFSMITTEL BEI DER PFLEGE
Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die allgemein bei der Pflege helfen können. Dazu zählen beispielsweise Hocker, die am Bett des Patienten helfen, die Tätigkeit nicht gebückt durchzuführen. Gerade in der ambulanten Pflege ist es selten möglich, zu jedem Patienten einen Hocker mitzubringen. Man kann aber darüber nachdenken, einen leichten Klapphocker mitzubringen.
Einige Pflegebedürftige haben auch höhenverstellbare Betten. Diese Funktion sollten Pflegekräfte wenn möglich nutzen – das Bett sollte auf Leistenhöhe sein. Alternativ sind viele Pflegebedürftige gern bereit, einen Hocker oder ähnliches am Bett aufzustellen, damit die Pflegetätigkeit einfacher wird – auch für Angehörige, die vielleicht mitpflegen.
Weitere Hilfsmittel wie Gleit- oder Antirutschmatten können Pflegekräfte mit sich tragen oder –in Absprache mit pflegenden Angehörigen – für einzelne Patienten vorschlagen. So wird die Pflege erleichtert.
In Absprache mit dem Arbeitgeber
Ergonomische Pflege wird möglich, wenn Arbeitgeber und Pflegekräfte zusammen arbeiten. Das funktioniert durch Absprachen über Arbeitsweisen, Arbeitsmengen und Hilfsmittel. Außerdem können Arbeitgeber spezifisch Schulungen durchführen, die ergonomisches Arbeiten unterstützen.
Pflege funktioniert nur, wenn sie Pflegekräfte nicht krank macht. Dadurch sollten alle Beteiligten motiviert sein – wie bei uns!