25.03.2019
E-Learning für Pflegekräfte - eine Alternative zur klassischen Fortbildung?
Typischerweise lernen Pflegekräfte kein rein theoretisches Wissen – es geht um Handgriffe, Abfolgen und die richtige Reaktion in kritischen Situationen. So etwas kann man doch kaum am Computer lernen?
Trotzdem gibt es immer mehr E-Learning-Angebote auch für Pflegekräfte. Denn die können funktionieren und einen wertvollen Beitrag darstellen, wenn sie richtig eingesetzt werden. Die Wahl des Anbieters, Themas und der Zeit ist dabei entscheidend.
Wie E-Learning und klassische Fortbildungen sich unterscheiden
Eine klassische Fortbildung bedeutet meist, dass die Teilnehmer an einem festen Tag in einem bestimmten Raum untergebracht sind. Sie lernen von einem Trainer, Coach oder Experten und neben theoretischem Wissen gibt es oft auch praktische Übungen. In Gesprächen kann man konkrete Fragen stellen und klären.
In einem E-Learning-Kurs sind die Teilnehmer meist gar nicht zur gleichen Zeit mit dem Kurs beschäftigt. Sie gehen das Material wann sie wollen, wo sie wollen und auf beliebigen Geräten (am PC, übers Smartphone oder Tablet) durch. Sie lernen Wissen – durch Videos, Bilder oder Texte – und können sich testen, indem sie ein Quiz ausfüllen. Viele Anbieter setzen auch kleine Spiele oder Szenarien-Tests ein, damit das Lernen leichter fällt.
Beide Varianten haben Vor- und Nachteile
E-Learning wird in der Pflege bis jetzt noch nicht besonders häufig eingesetzt. Die Nachteile von Online-Programmen scheinen offensichtlich:
- Man kann keine praktischen Übungen unter Anleitung vornehmen.
- Man kann keine Rückfragen stellen.
- Jeder muss die Disziplin aufbringen, seine Zeit selbst zu organisieren.
- Für viele ist das Lernen am Computer nicht greifbar – also bleibt weniger im Kopf.
- Die Teilnehmer können sich nicht untereinander austauschen oder voneinander lernen.
Deswegen scheint die Fortbildung am Computer in der Pflege wenig Zukunft zu haben. Es spricht aber auch viel dafür, E-Learnings auch hier einzusetzen:
- Es müssen sich nicht alle Teilnehmer zur gleichen Zeit frei nehmen.
- Man braucht keinen Raum.
- Jeder kann den Stoff in seinem eigenen Tempo durcharbeiten und alles so oft wiederholen wie nötig.
- Die Inhalte können stärker individuell angepasst werden.
- Weil der Kurs nur einmal erstellt werden muss und dann verkauft werden kann, ist das Angebot meist günstiger als ein „Live-Coach“.
E-Learning kommt in der Pflege an
Zur Einführung des digitalen Lernens in der Pflege gibt es verschiedene Perspektiven. Die meisten Kommentare lassen sich darauf zusammenfassen, dass der Einsatz digitaler Medien für die Pflege-Fortbildung zumindest überdacht werden sollte. Es gibt aber auch konkrete Beispiele dafür, wie E-Learning in der Pflege funktionieren kann – zum Beispiel in der Dekubitusprophylaxe.
In der Pflege gilt dabei das gleiche Grundprinzip wie für andere E-Learnings auch: Die Verknüpfung mit realen Situationen macht den Unterschied zwischen vergeudeter Zeit und wertvollem Informationsgewinn.
Gelungene E-Learning-Angebote für die Pflege
E-Learning muss sich nicht auf die Arbeit am Tablet beschränken. Das Lernen am Computer, Tablet oder Smartphone kann aber beispielsweise die Vorbereitung für einen Workshop darstellen. Zum Beispiel wenn es um die wichtige Fortbildung für Intensivpflegekräfte geht.
Es ist gut, wenn jede Pflegekraft erst mal grundsätzlich (also theoretisch) versteht, was bei der Beatmung passiert, wieso Beatmung notwendig sein kann und welche Notfälle auftreten können. Das kann ein Lehrer vermitteln, oder jeder Teilnehmer an einer Fortbildung lernt für sich am Tablet. Videos, 3D-Animationen und sogar kleine „Reisen durch die Luftröhre“ in Form von Spielen oder Informationen kann man einzeln über einige Tage oder Wochen durchsehen. Die Teilnehmer prüfen ihr Wissen ins Tests zu den einzelnen Themen und Fragen.
Ausgerüstet mit diesem Grundwissen treffen sich alle Teilnehmer zu einem kürzeren Fortbildungstag. Dabei gibt es jetzt live an der Puppe und den Geräten nur noch eine Auffrischung des Wissens. Man spricht im Kontext darüber und alle können sich auf die praktische Anwendung konzentrieren.
So bleibt mehr Energie für die Anwendung des Wissens. Außerdem bleibt das Wissen länger im Kopf, weil es über einen längeren Zeitraum gelernt wurde. Gute E-Learning-Programme bieten auch Optionen zur Nachbereitung: Jeder Teilnehmer kann in Ruhe das Wichtigste noch mal durchgehen, wenn Zeit ist.