Queerfreundliche Pflege ist fairer

09.09.2022

Queerfreundliche Pflege ist fairer

Queeres Leben im Alter – wie sieht das aus? Viele LSBTQIA* fühlen sich nicht wohl oder sogar nicht sicher im klassischen Pflegesystem – als Pflegekraft oder Patient*in.

Dabei hat es riesige Vorteile, Vielfalt nicht nur zu akzeptieren, sondern zu fördern.

Fairness und Offenheit lohnen sich

Egal in welchem Bereich: Fairness und Offenheit lohnen sich. Das gilt auch in der Pflege. Denn egal ob eine Gruppe von Freunden, ein kleines oder großes Unternehmen oder eben die Pflegelandschaft in Deutschland: Vielfalt bringt Vorteile. Je mehr Perspektiven eine Gruppe vereint, desto mehr Möglichkeiten, Risiken und Lösungen kann sie sehen.

In der Pflege bedeutet das, dass sich in Heimen oder Wohngruppen beispielsweise nur jeder wohlfühlt, wenn sich alle wohlfühlen. Denn auch für eine größere Gruppe ist es unangenehm das Leiden oder Verstecken von einer Person zu spüren.

In der ambulanten Pflege geht es oft um die Begegnung 1:1 – und auch hier ist alles leichter, wenn gegenseitiger Respekt und Anerkennung existieren. Das bedeutet unter anderem, das niemand verlangen darf, dass andere in der Vergangenheit leben. Heute ist queere Vielfalt zum Glück Realität und niemand hat das Recht, andere Menschen nicht als solche zu respektieren, weil sie LSBTQIA* sind.

Queersensible Pflege – Recht auf individuelle Pflege

Die Bedeutung von queersensibler Pflege wird vor allem für Pflegeheime erkannt und vorangetrieben. Hier hatten/haben queere Personen oft das Gefühl, sich wieder verstecken zu müssen. In ihrer Jugend und die meiste Zeit ihres Erwachsenenlebens mussten sie verstecken, wie sie sind oder leben möchten, weil es absurde Vorurteile oder Gesetze gegen sie gab. Auch wenn sich einige der Regeln mittlerweile offiziell geändert haben, bleiben viele Vorurteile in den Köpfen einer Generation – das bedeutet Ablehnung auf der einen und Angst auf der anderen Seite.

Pflegeheime sind Orte, an denen diese alten Muster wieder aufleben können. Und wenn sich alle verstecken, findet auch niemand Gemeinschaft. In der ambulanten Pflege können aber ähnliche Sorgen und Probleme auftauchen: LSBTQAI* fürchten sich vielleicht vor Kommentaren oder Ablehnung, wenn ihr Verhalten, ihr Körper, ihre Wohnung, ihre Mitbewohner oder ihre Besucher nicht der „Norm“ entsprechen.

Auch wenn viele junge Pflegekräfte in einer ganz anderen Welt aufwachsen und viel häufiger lernen konnten, dass Vielfalt gut tut und LSBTQAI* niemandem schadet, müssen sie vielleicht auch bestimmte Muster neu denken oder hinterfragen.

Einen ausführlichen Guide findet man über diesen Link.

Queere Pflegekräfte

Und wie ist es mit der Arbeit in der Pflege?

Typischerweise ist die Pflegeausbildung und auch die Arbeit in Pflegeunternehmen recht „cis-hetero-normativ“ geprägt – kein Blick für LSBTQIA*-Perspektiven. Wenn Frauen ohne Kinder „allein oder traurig“ verbildlicht werden, Paare in Beispielen immer aus einer Frau und einem Mann bestehen oder selbst bei praktisch relevanten Arbeitsschritten nur spezifische, binäre Normkörper betrachtet werden, grenzt das aus.

Pflegedienste (und Heime), die sich mit queer-sensibler Pflege beschäftigen, zeigen dagegen auch für alle Angestellten, dass sie offener arbeiten wollen. Das macht sie unglaublich attraktiv – nicht nur für diejenigen, die sich selbst als LSBTQIA* begreifen, sondern eben auch alle, für die Vielfalt und Gemeinschaft wichtige Werte sind.